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3. Nachtklänge - Anklang

© Nicola Mai

Von Nicola Mai am veröffentlicht.

Zum dritten Mal hat das Badische Staatstheater zu den sogenannten Nachtklängen eingeladen. Eine Konzertreihe, die im Studio des Theaters stattfindet und jungen Komponist:innen und Musiker:innen eine Bühne bietet. Dieses mal hatten vier Studierende aus der Kompositionswerkstatt von Markus Hechtle und Wolfgang Rihm einen Kompositionsauftrag bekommen und die Ergebnisse gab es im Konzert zu hören. Eine Besetzung, ein Referenzstück und vier ganz neue Werke. 

Das Studio ist ein kleiner Raum unter dem Dach des Staatstheaters. Heute ist er blau ausgeleuchtet. So entsteht auch die nächtliche Atmosphäre, denn obwohl das Konzert erst um 21 Uhr beginnt, ist es Dank der Jahreszeit draußen noch hell. Es gibt verhältnismäßig wenig Plätze und die Musiker:innen sitzen fast unmittelbar vor dem Publikum. So entsteht eine gemütliche Atmosphäre, die auch durch die lockere Moderation des Dirigenten Ulrich Wagner unterstützt wird. Er nimmt sich Zeit das Publikum an die neue Musik heranzuführen. Vor jeder Darbietung werden die Komponist:innen von ihm zu ihrem Werk befragt. Dafür stehen zwei kleine rote Ledersessel, wie ein provisorischer Interviewbereich, neben der Bühne. Alle Werke basieren auf Charles Ives‘ Calcium Light Night. Trotzdem könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Den Anfang macht Menghao Xie mit ihrem Werk La Ondulation. Es folgt Klara Mlakar mit caged birds. Im Gespräch mit Ulrich Wagner verrät sie, dass caged birds von einem Gedicht inspiriert ist, das sie auch gleich vorträgt. 

Der, der mich liebt verleiht mir Flügel. 

Der, den ich liebe Sperrt mich in einen Käfig.

Stimmt es, dass Vögel in Käfigen am schönsten singen?

Nach einer kleinen Pause folgen zwei weitere Kompositionen. A Midsummer Night´s Dream von Sophie Youjung Lee und Remebrance in memoriam of Prof. Davorin Kempf von Veronika Reutz Drobnic´.

© Nicola Mai

Prof. Davorin Kempf war Veronikas erster Professor für Komposition. Mit ihm komponierte sie auch ihre erste kleine Skizze für Soloklavier.

Sie ist kurz und nicht gut komponiert, aber sie gefällt mir trotzdem sehr.– Veronika Reutz Drobnić

Um ihm zu gedenken hat Veronika die Skizze überarbeitet und zu einem fesselnden, innovativen Werk geformt. Besonders auffällig ist die aufgewühlte Sechzehntel-Kette, die sich durch das gesamte Stück zieht. Sie beginnt in der Klarinette und wird dann durch alle Instrumente weitergegeben. Später kommt auch das Schlagzeug bei einem Solo ins Schwitzen. Für klassische Musik eher ungewöhnlich. Veronika möchte immer wieder Neues in ihre Kompositionen bringen, bearbeitet viel, probiert aus. Ein ständiger Drive, den sie von Anfang an hatte. 

Ihre Leidenschaft für die verschiedensten Genres hört man auch in ihren Kompositionen. Da kommt Vieles zusammen. Wenn es um das Komponieren geht, ist ihr eine innere Motivation am wichtigsten. 

Als Kompositionsstudentin ist Veronika schon viel herumgekommen. Vor ihrem Masterstudium an der Hochschule für Musik Karlsruhe war sie ein Jahr lang an der Musikakademie in Zagreb und hat anschließend ihr Bachelor-Studium an der HDMK Stuttgart abgeschlossen. Zusätzlich hat sie am Kunitachi College of Music in Japan studiert. In dieser Zeit wurden schon viele ihrer Werke aufgeführt. Trotzdem waren das Konzert und die Atmosphäre im Staatstheater für sie etwas Besonderes.  

Auch für das Publikum ist dieser Konzertabend etwas Besonderes. Schon durch die Besetzung, bestehend aus Blasinstrumenten, Schlagwerk und zwei Klavieren, entstehen spannende Klangfarben. Auch die Kompositionen selbst fordern die Zuhörenden heraus. Komplexe Rhythmen, immer wieder unerwartete Elemente und unkonventionelle Harmonien fügen sich zu einer Art Klangmosaik zusammen. Trotzdem kann man der Entwicklung gut folgen. Das liegt zum einen an den Vorgesprächen mit den Komponist:innen, die dazu einladen sich auf die Werke einzulassen. Man folgt der Musik intuitiv. Ein weiterer großer Faktor ist die Spielfreude und Energie der Musiker:innen, die die Werke präsentieren und dieser Funke springt auch auf das Publikum über. Weghören unmöglich. Am Ende gibt es viel Applaus und Dirigent Ulrich Wagner entlässt das Publikum in eine warme Karlsruher Sommernacht. Für die vier jungen Komponist:innen geht es nach dem erfolgreichen Konzert zurück an die Arbeit. Auch auf Veronika warten viele neue Projekte. Es ist eine stressige, aber vor allem auch schöne Zeit für sie. Besonders, wenn sie ihr Publikum für neue Musik begeistern kann. Wenn sie sich aussuchen könnte, was die Zuhörenden von ihren Konzerten mitnehmen, dann wäre es genau das. 

Es ist die Kombination aus Musik und Geschichten, die die Nachtklänge einzigartig macht. Das Konzertformat gibt einen persönlichen und nachvollziehbaren Einblick in das Schaffen der jungen Komponist:innen. Was inspiriert sie, welche Ideen haben sie und was möchten sie mit ihren Kompositionen sagen? Eine gute Möglichkeit, um einen Zugang zu neuer Musik zu finden und sich mit der Frage zu beschäftigen, wie sie sich weiterentwickeln wird. 

Nachtklänge: Ein Konzert, das nachklingt.  

 

 

 

Hier geht´s zur Seite von Veronika Reutz
Drobnić : https://veronikareutz.com

Man muss eine innere Motivation finden und nicht einfach nur komponieren, um zu komponieren. – Veronika Reutz Drobnić

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