Ein Meer aus Schuhen
Carry On, Atlas! beim New Bands Festival 2023

© Lenny Lorenz
Es ist der sechste Mai, kurz vor 22 Uhr. Jetzt muss es schnell gehen. 15 Minuten für Aufbau und Soundcheck. Durchaus sportlich, aber machbar. Wenn man in die Gesichter von Nico, Maxi und Lennart blickt, sieht man vor allem eines: Anspannung - gleichzeitig aber auch Lust auf das, was kommt. Kein Wunder, schließlich ist heute nicht irgendein Konzert. Es geht um was.
„Carry On, Atlas!“ setzt zum ersten Song an. Das Konzert kann beginnen… bis die Technik versagt. Alles also von Anfang.
ein schwieriger Start
Das ist wohl nicht der Start, den sich Nico, Maxi und Lennart gewünscht haben. Heute ist es doppelt ärgerlich. Schließlich geht es darum, die Jury und das Publikum zu überzeugen. Die drei Musiker treten auf dem „New Bands Festival“ auf, einem Bandwettbewerb des "Popnetz Karlsruhe". Insgesamt sechs Künstler*innen spielen in dieser Vorrunde. Alle bekommen 30 Minuten Zeit. Der Hauptpreis am Ende: ein Auftritt auf “Das Fest”, für Karlsruher Newcomer ein Meilenstein. Noch geht es aber erstmal um den Einzug ins Halbfinale. Und schon das ist schwierig genug - vor allem, wenn die Technik nicht mitspielt.
© Lenny Lorenz
v.l.: Maxi, Nico, Lennart
Egal, einfach weiter machen und hoffen, dass die Probleme gelöst sind. Der Optimismus hält leider nur einen Song durch. Schon wieder stimmt irgendetwas nicht. Von außen ist nicht ganz klar, wo es diesmal hakt. Es müssen zumindest ein paar Kabel gecheckt und ein neuer Soundcheck gemacht werden. Schon wieder eine Unterbrechung. Zeit genug, um die Band ein wenig kennenzulernen.
Carry On, Atlas! spielt in klassischer Band-Besetzung. Lennart spielt Schlagzeug, Maxi Bass und Sänger Nico zusätzlich Gitarre. Auch drum herum machen die drei alles selbst. Songwriting, Aufnahmen, Audiomix, alles liegt in ihrer Hand. Eine Single wurde mittlerweile veröffentlicht: “Giving My Souls To The Wind”.
Mit diesem Song geht es auch nach zwei Minuten Zwangspause weiter. Alle Fehler beseitigt, neuer Anlauf. Die letzten Minuten haben der Band allerdings zugesetzt. Noch scheint, als würden sie sich nicht ganz wohl fühlen auf der Bühne. Etwas ungelenk stehen sie da, während sie ihre Single performen. Wer kann es ihnen verübeln, bis jetzt lief wenig so, wie es sollte. Umso erfreulicher ist zu sehen, wie sich über den Verlauf des Songs allmählich Anspannung in Entspannung verwandelt. Denn eigentlich lieben die drei das Live Spielen. Im Interivew erzählen Lennart und Nico, was das Besondere daran ist.
© Lenny Lorenz
Carry On, Atlas! im Schuhmeer
Der nächste Song, „Confused“, ist typisch für den Sound von Carry On, Atlas!, denn er lässt sich so ganz und gar nicht einordnen. Ballade, Alternative Rock, Progressive Rock, Metal. Alles findet seinen Platz. Carry On, Atlas! macht Musik voller Kontraste. Es kommt nicht vor, dass ein Song durchgängig eine Stimmung beibehält. Immer wieder gibt es Twists. Trotzdem schaffen sie es, diese unvorhersehbaren Elemente zu verbinden. Was eigentlich nicht passen sollte, wird passend gemacht.
Schuhe, soweit das Auge reicht!
Zurück zum Konzert. Auf einmal schwingen dutzende Schuhe hin und her. Wo sonst so oft eine Flut aus Handylichtern zu sehen ist, blicken Nico, Maxi und Lennart nun in ein Meer aus Schuhen. Die leuchten zwar nicht, bringen aber trotzdem ihren ganz eigenen Charme. Im Interview erzählt Nico, wie er auf die Idee gekommen ist, mal etwas anderes in die Luft zu halten als Lichter.
Endlich befreit aufspielen
Spätestens jetzt ist das Publikum überzeugt. Die Menge tanzt, singt und jubelt. Auf der Bühne wird alles gegeben. Endlich läufts und das spiegelt sich auch in den Gesichtern wider. Nico strahlt, schließlich gibt es nichts Schöneres, als wenn die eigenen Songs gut ankommen. Bis zum Ende des Konzerts bleibt die Stimmung oben. Der holprige Anfang liegt gefühlt Stunden zurück und wurde gänzlich vergessen. Was zählt, ist der Moment, und den feiert Carry On, Atlas! bis zum Schluss. Am Ende des Sets ist noch kurz Zeit, um sich bejubeln zu lassen. Der Applaus wirkt fast etwas lauter als bei den Künstler*innen davor. Ein gutes Zeichen?
Ich hab gemerkt beim Jubel, der war der Lauteste. Aber ich war mir nicht sicher, ob das nur so wirkt von der Bühne aus. Ich fühl mich wertgeschätzt vom Publikum.



Maxi
Und der Sieger ist...
Es ist mittlerweile 0:30 Uhr. Alle sechs Bands haben gespielt, jetzt wird es nochmal spannend, denn es ist Zeit, die Sieger*innen des Abends zu verkünden. Das Publikum stimmt für seinen Favoriten. Es gibt aber auch eine Jury, die sich berät. Sie vergeben zwei Plätze. Eine Band darf direkt ins Finale, eine ins Halbfinale. Der Publikumssieger zieht ebenfalls ins Halbfinale ein.
Obwohl Nico, Maxi und Lennart ohne Erwartungen ins Rennen gegangen sind, hoffen sie doch insgeheim auf eine Platzierung. Zuerst der Publikumspreis. Jochen, der Moderator, zieht einen Zettel und liest vor. “Den Publikumspreis gewinnt”, dramatische Pause, “Caaaaaarry Oooooon, Atlaaaaas!” Lauter Applaus, glücklich verwirrte Blicke bei der Band. Damit hätten sie nicht gerechnet. Als nächstes steht also das Halbfinale am 30. September an.
Bis dahin ist aber alles andere als Ruhe angesagt. Neue Songs, weitere Auftritte, Proben, der Kalender ist voll. Und mit dem Halbfinale ist ein weiterer Termin hinzugekommen. Zum Glück ein Termin, den die drei Jungs mit voller Vorfreude erwarten können.










düstere Atmosphäre