Theater als Ehrenamt
Frederik Schmieder über seinen neuen Job als Leiter am Jakobus-Theater

© Can-Bastian Paul
Seit über 50 Jahren gibt es das Jakobus-Theater in der Karlsruher Weststadt. Frederik Schmieder hat im Herbst 2024 die Leitung des Amateur-Theaters übernommen. Im Interview mit Can-Bastian Paul berichtet er von seiner Tätigkeit.
Die meisten Mitglieder haben neben ihrem Theater-Ehrenamt noch einen bezahlten Job. Wie ist das bei Ihnen?
Ich habe Pädagogik am KIT studiert und arbeite bei einer Schulkindbetreuung in Ettlingen.
Wie kamen Sie zum Theaterspielen?
Als ich aufs Gymnasium kam, bin ich in der fünften Klasse in die Theater-AG gegangen. Die hat meine damalige Deutschlehrerin geleitet. Sie meinte, so aufgeweckt wie ich im Unterricht sei, könnte das etwas für mich sein.
Sie sind 2018 zum Jakobus-Theater gekommen. Wie sind Sie darauf gestoßen?
Ich bin durch die Schultheater-Woche nebenan im Sandkorn-Theater auf das Jakobus-Theater aufmerksam geworden. Nach dem Abi wusste ich, dass ich in Karlsruhe bleiben und weiter Theater spielen möchte. So bin ich schließlich hier gelandet.
„Denen hat man nicht zu sagen, wie der Hase läuft“
Sie waren damals mit 18 Jahren der Jüngste im Jakobus. Wie war das?
Das war schon ganz spannend. In der Schule war ich in der Theater-AG in meinem letzten Jahr einer der Älteren. Man kommt aus dem Setting raus und denkt, man ist einer der Großen und kann den Kleinen erklären, wie der Hase zu laufen hat. Doch plötzlich ist man wieder der Jüngste und trifft Leute mit zehn, zwanzig oder fast 50 Jahren Erfahrung. Da merkt man schnell, denen hat man nicht zu sagen, wie der Hase läuft.
Was sind Ihre Aufgaben als Leiter?
Zu meinem größten Aufgabenbereich zählt die Kommunikation mit Regisseuren. Wir sind ein Amateurtheater, haben aber durchaus einen gewissen professionellen Anspruch. Der zeigt sich darin, dass wir uns Profiregisseure holen. Ein weiteres To-do von mir ist die Spielplangestaltung. Ich habe auch eine gewisse Verantwortung dafür, wer was, wo, wie spielt, damit jeder einmal zum Zuge kommt.
Haben Sie persönliche Rituale und gibt es spezifische im Verein?
Ja, gerade vor Premieren setze ich mich ein bis zwei Stunden vorher in mein Zimmer und drehe einmal die Musik komplett auf. Dann singe ich laut mit und tanze herum, um einerseits ein bisschen die Spannung abzubauen und zum anderen die Energie hochzufahren. Hier im Jakobus haben wir auch unsere Rituale. Vor Beginn der Vorstellung trifft sich das Ensemble und rezitiert meist den lustigsten Versprecher aus den Probenzeiten. Das ist unser Schlachtruf. Es wird angestoßen und dann geht's los.
„Ich hatte sehr lange den Traum, Schauspieler zu werden“
Gibt es Pläne für die Zukunft, und haben Sie einmal überlegt, Schauspiel zu studieren?
Ich hatte sehr lange den Traum, Schauspieler zu werden. Ich bin im Februar 2020 auch einmal in Stuttgart Vorsprechen gegangen. Da dachte noch jeder, dieses Corona, das verschwindet in einem Monat wieder. Und dann kam es doch anders. Ich wollte erst wieder vorsprechen, wenn das normal möglich wäre, zumal ich damals noch mitten im Pädagogikstudium steckte und wusste, dass ich im Fall einer Zusage in einem großen Zwiespalt stecken würde. Vor einem Jahr habe ich schließlich meinen Bachelor abgeschlossen und kurz darauf hier die Leitung übernommen. Ich habe für mich entschieden, dass das nun erst einmal mein Job ist – neben meinem eigentlichen Beruf. In den nächsten zwei Jahren will ich herausfinden, wohin es für mich schließlich gehen soll.
Jakobus-Theater e.V.
Kaiserallee 11
76133 Karlsruhe