Künstlerin Vera Holzwarth im Interview
Von Künstlern für Künstler: Die ZettZwo Produzentengalerie Karlsruhe-Durlach

© Anna Kaiser
Kunst braucht Raum. Kunst braucht Sichtbarkeit. Kunst braucht Austausch. Die Durlacher ZettZwo Produzentengalerie hat dafür ein Konzept. Künstlerin Vera Holzwarth ist Teil der siebenköpfigen Gruppe.
Frau Holzwarth, wofür steht der Begriff Produzentengalerie?
Wir sind zugleich Galeristen und Produzenten der Kunst. Wir haben keinen Mittelsmann, der für uns sorgt. Niemanden, der für uns Vernissagen organisiert, Werbung macht – wir machen das alles selbst. Das bedeutet natürlich auch, dass der gesamte Erlös direkt an uns geht.
Sie möchten mit ZettZwo eine Alternative zum kommerziellen Kunstmarkt schaffen. Was bedeutet das konkret?
Wenn Sie als Künstler in einer Galerie ausgestellt werden, haben Sie gewisse Vorgaben. Der Galerist trifft eine eigene Auswahl, das hat der Künstler nicht wirklich in der Hand. Oder der Galerist schlägt vor: „Mehr in die Richtung, das möchte ich das nächste Mal von dir haben“
Es gibt also Anforderungen, die man erfüllen will und muss, weil man weiter bei der Galerie bleiben und auch Werke verkaufen möchte. Das ist bei uns anders. Hier gibt es keine Einschränkungen.
In der ZettZwo gibt es keine Einschränkungen
Wie ist die Produzentengalerie entstanden?
Durch einen tollen Zufall! Wir haben damals ein gemeinsames Projekt organisiert – die 50/50. Das war ein Hilfsprojekt für Afrika, bei dem die Hälfte unserer Einnahmen gespendet wurden. Ein Besucher kam auf uns zu und meinte, er hätte noch ungenutzte Räume. Da haben wir gesagt: „Die gucken wir uns mal an!“ Die 50/50-Geschichte war eine runde Sache und wir haben beschlossen, eine Produzentengalerie zu gründen.
Die Idee, sich sozial zu engagieren, spielt noch immer eine Rolle für das ZettZwo-Team – wenn auch in veränderter Form.
Wie gestalten Sie Ihre Ausstellungen?
Wir haben immer ein Motto für unsere Vernissagen – das ist uns ganz wichtig. So bleibt es für das Publikum interessant. Wenn man einfach nur eine Ausstellung macht, denkt es sich: „Da kann ich auch beim nächsten Mal hingehen.“ Wenn aber Werke zu einem interessanten Thema zusammengestellt werden, muss man sich das natürlich anschauen! Die Ausstellungen wechseln monatlich, damit im Schaufenster nicht ein halbes Jahr lang dasselbe Bild hängt. So ist hier immer Bewegung.
Die Vorbereitung auf die Ausstellung nimmt dann jeder für sich selbst vor. Nur in Ausnahmefällen tauschen die Künstler*innen der ZettZwo-Gruppe sich während ihres Arbeitsprozesses nochmal untereinander aus.
Wie setzt sich ZettZwo zusammen? Spielen inhaltliche Schnittmengen eine Rolle oder das persönliche Verhältnis?
Für uns muss beides passen. Nicht nur das Künstlerische sollte eine Bereicherung sein, auch das Persönliche muss stimmen. Wir sind eine kleine Gruppe und haben wirklich Spaß miteinander. Das steht für uns im Vordergrund. Wir haben auch schon erlebt, dass es knirscht, dann macht es keinen Spaß mehr. Das merkt man dann auch an der Kunst – man ist weniger motiviert für die Themen. Für uns sind Freundschaft und Harmonie sehr wichtig.
Für uns sind Freundschaft und Harmonie sehr wichtig!
Wie beeinflusst der Austausch miteinander die jeweils eigenen Werke?
Jeder darf drei Themen für die monatliche Ausstellung vorgeben und aus diesen wird eines in der Gruppe gewählt. Es ist sehr demokratisch bei uns! Dann muss man sich natürlich auch mit dem Thema auseinandersetzen, das gewählt wurde, selbst wenn man sich selbst nicht dafür entschieden hätte. Gerade das ist der Reiz. Am Ende dachte ich schon oft: „Wow, jetzt habe ich etwas gemacht, das mir riesig gut gefällt! Das hätte ich nie getan, hätte ich mich nicht damit beschäftigen müssen.“
Neben den gemeinsamen Ausstellungen einmal monatlich gibt es gelegentlich auch andere Modelle.
Hat sich Ihr eigenes Schaffen durch die Zusammenarbeit mit ZettZwo verändert?
Meine Motivation, Kunst zu produzieren, ist sehr gestiegen, weil ich einfach Sichtbarkeit habe. Ich kann einmal im Monat ausstellen, das ist wichtig, um Feedback zu bekommen. Man kann noch so tolle Werke machen, wenn die nur zu Hause im kleinen Kämmerlein stehen, verliert man irgendwann den Mut und die Lust.
Info:
ZettZwo Produzentengalerie
Zunftstraße 2, Karlsruhe-Durlach
Öffnungszeiten: Samstag 10 bis 14 Uhr und jeden zweiten Freitag im Monat (Vernissage)